15. Spieltag: Hannover96 zu Gast in Stuttgart

„Wir haben den Anspruch, dass wir einen hohen Anspruch an uns haben“ (Fredi Bobic)

Liebe Fußballfreunde
und desinteressierte Mitleser,

der 15. Spieltag lässt unsere Roten vor Sturm und Wetter in das sonnige Baden-Württemberg entfliehen. Genauer gesagt führt die Reise in die „Mercedes-Benz-Arena“ nach Stuttgart. Und schon der Name „Mercedes-Benz-Arena“ verrät, wie die Stuttgarter gern ihren Verein sehen würden: weltberühmt, kraftvoll, traditionell, aber auch führend in Innovation und Technik sowie ständig auf Augenhöhe mit der Luxuskonkurrenz aus München. Allerdings hat der Verein für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e. V. zurzeit lediglich die glorreiche Vergangenheit mit seinem Hauptsponsor gemein.
Viele Fußballfans im Bundesgebiet erinnern gern sich an glorreiche Fußballmomente des fünffachen Deutschen Meisters. Insbesondere in den neunziger Jahren standen die Stuttgarter für Zauberfußball, den man sonst nur aus Brasilien kannte. Das „magische Dreieck“ aus den Spielern Krassimir Balakow, Giovane Élber und Fredi Bobi? sorgte in der Bundesliga für Furore, gewann aber keine Pokale sondern nur Sympathien, weil Bayern München und Borussia Dortmund die Meisterschaften eigentlich unter sich aus machten (kommt einem irgendwie bekannt vor oder?!). Dennoch produzierte der VfB in allen Mannschaftsteilen immer schon Superstars am Fließband: Jürgen Klinsmann, Matthias Sammer, Aleksander Hleb, Mario Gomez und und und…Diese endlose Schlange von Topspieler mündete in dem letzten großen Triumpf: der Meisterschaft 2007. Eine wichtige Säule für diesen Erfolg war auch die beneidenswerte Fußballschule, die mehr Talente hervorbrachte als die S-Klasse CO2.
Beides hatte aber auch ungute Folgen. Zum einen führte spätestens der Titel 2007 zu der Selbstwahrnehmung als Spitzenklub, was aber mit der typischen schwäbischen Sparsamkeit und Bescheidenheit kollidierte. Zum anderen verfestigte sich der Glauben in die eigene Jugendarbeit so sehr, dass sie ein Stolperstein für viele Trainer wurde, die die vermeintlichen Toptalente nicht genügend integrierten. Man wollte also der sparsame Ausbildungsverein sein, der mit Stars und spektakulärem Fußball um die Meisterschaft spielt – quasi die eierlegende Wollmilchfußballsau. Dieses Konzept bislang barg aber nur mäßigen Erfolg. Und wie es auch bei uns üblich ist, war je nach belieben der knauserige Präsident, die wirtschaftliche Lage, der Ex-Manager, der konzeptlose Trainer, die satte Mannschaft, die fehlende Jugend oder einfach das Schicksal/Pech Schuld an dem ausbleiben (Groß-)Erfolg. Relativ gnädig war die Kritik bislang mit einem guten Bekannten von uns: dem ehemaligen 96-Stürmer Fredi Bobic, der in einer Stadt, in der man sich noch nicht mal über einen Bahnhof einig wird, versucht einen Fußballverein zu managen. Ziemlich überschwänglich wurde seine Transferstrategie im Sommer gelobt: jung, talentiert, deutsch(-sprachig), günstig, bundesligaerfahren und polyvalent waren die verpflichteten Spieler zumeist. Darunter waren mit Sercan Sararer, Daniel Schwaab und Moritz Leitner Spieler, die viele auch hier gerne gesehen hätten und mit Konstantin Rausch, Mohammed Abdellaoue und Karim Haggui Spieler, die viele auch hier gerne gesehen haben. Angeführt wurde die Truppe noch im Sommer von dem schönen Bruno, der allerdings spätestens im Spätsommer zum Problembär wurde. Neuer Trainer wurde Thomas Schneider, der für Außenstehende genauso schwer einzuschätzen ist, wie der gesamte VfB. Der VfB steht aktuell wieder hinter uns, nachdem drei der letzten vier Spiele (gegen starke Mannschaften) deutlich verloren wurden und man zuletzt auch nur gegen die beiden Tabellenletzten gewinnen konnte. Dennoch steht den Schwaben fast die gesamte Mannschaft mit offensiven Topspielern wie Ibisevic, Abdellaoue oder Maxim zur Verfügung.
Aber nicht nur der Gegner ist schwer auszurechnen. Nachdem 7. Spieltag ging es für 96 sowohl in der Tabelle als auch mit der Stimmung stetig bergab bis man am vergangen Spieltag endlich wieder ein Erfolgserlebnis verbuchen konnte. Darum muss nun das Auswärtsspiel in Stuttgart zeigen, ob der Sieg gegen Frankfurt nur ein positiver Ausrutscher war oder ob der einstige Erfolgstrainer Mirko Slomka seine wachsende Zahl Kritiker zum Schweigen bringen kann. Dazu wäre ein Sieg über den scheinbar unendlichen „Auswärtsfluch“ äußerst hilfreich.
Zumindest die Wettbüros trauen dies dem Trainer allerdings nicht zu (VfB 1,95 : H96 3,60 @ bwin, VfB 1,85 : H96 3,50 @ oddset, VfB 2,00 : H96 4,00 @ tipico).